In den Städten werden die E-Busse nach und nach die herkömmlichen Dieselbusse komplett ersetzen, sagt der Professor für nachhaltige Mobilität und Radverkehr an der Frankfurt University of Applied Sciences, Dennis Knese: „Das ist ein Trend, der vielerorts zu sehen ist.“ Die Umstellung der Flotten sei als Beitrag zum Klimaschutz eine sehr relevante Maßnahme, insbesondere in den Städten, wo mehr Verkehr unterwegs ist als auf dem Land. Auch die Luftqualität könne damit verbessert werden. Bei der Umstellung hätten Busse im Vergleich zum Auto den Vorteil, dass ihre Strecken gut planbar seien. Die E-Modelle hätten zudem geringeren Verschleiß und Betriebskosten als Dieselbusse, sagt Knese.

 

Knapp jeder fünfte Bus ein E-Modell in Frankfurt

In Frankfurt ist knapp jeder fünfte Bus ein E-Modell, wie die Nahverkehrsgesellschaft traffiq mitteilt. 81 sind es zurzeit, 68 mit Batterie betriebene und 13, die mit Wasserstoff unterwegs sind. Insgesamt 19 E-Busse sollen nächstes Jahr dazu kommen, neun batterie-elektrische und 13 Wasserstoff-Busse. Ziel ist nach Angaben von Sprecher Klaus Linek die vollständige Umstellung weg von fossilen Rohstoffen bis Anfang der 30er Jahre, die CO2-Emissionen sollen dadurch auf null sinken. Lieferkettenprobleme und der Angriffskrieg auf die Ukraine sorgten aber für Verzögerungen.

Wichtig sei zudem weiterhin staatliche Förderung. Ein Standard-Dieselbus koste rund 250 000 Euro, ein batterie elektrischer Bus rund 500 000 Euro und ein wasserstoff-elektrischer Bus rund 600 000 Euro. Wasserstoffbusse haben ebenfalls einen Elektromotor. In Frankfurt entsteht für diese Busse derzeit eine eigene Tankstelle. Ihr Vorteil im Vergleich zu batterie-elektrischen Bussen ist eine größere Reichweite. Das Tanken dauert zudem nur 15 Minuten, wie Linek sagt.

 

Kassel plant zwölf vollelektrische Linienbusse

In Kassel soll es im November so weit sein: Zu den derzeit 80 Dieselbussen sollen zwölf vollelektrische Linienbusse kommen, wie die Verkehrsgesellschaft KVG mitteilte. Nach einem Probebetrieb sollen sie in den ersten drei Monaten des neuen Jahres in den regulären Betrieb übergehen. Rund zehn Millionen Euro kosten die Fahrzeuge, der Bund übernimmt dabei 80 Prozent des Mehrpreises im Vergleich zum Dieselbus. Mit 40 Prozent bezuschusst wird die Lade-Infrastruktur, die 2,3 Millionen Euro kostet.

Zuvor waren verschiedene Modelle getestet worden. „Die Topografie mit starken Steigungs- und Gefällstrecken in Kassel und Umgebung stellt an die Batterien und damit an die Ladeinfrastruktur sowie die Entwicklung von Fahrplänen für diese Busse hohe Ansprüche“, erklärt KVG-Sprecherin Heidi Hamdad. Geladen werden soll nun im Depot und an der Strecke. Schrittweise soll die gesamte Flotte umgestellt werden. Der Strom kommt aus erneuerbaren Energien. Wie hoch die CO2-Einsparungen genau sein werden, ist noch unklar.

 

Wiesbaden hat die meisten E-Busse

Die meisten E-Busse meldet Wiesbaden: 120 Batteriebusse fahren im Auftrag der Verkehrsbetriebe Eswe, wie ein Sprecher mitteilt. Insgesamt sind knapp 300 Busse in der Landeshauptstadt unterwegs. 2019 wurden die ersten E-Fahrzeuge bestellt, doch der sehr ehrgeizige Zeitplan - die Flotte sollte bis Ende 2022 emissionsfrei sein - konnte nicht eingehalten werden. Die E-Fahrzeuge hätten sich bewährt.

Auf dem Betriebshof entstanden inzwischen 96 feste Ladepunkte, weitere sind im Bau. Geprüft wird derzeit, ob auch der Einsatz von batteriebetriebenen Doppel-Gelenkbussen sinnvoll ist. „Ein zweiwöchiger Test im Juni ist sehr positiv verlaufen“, teilte das Unternehmen mit. Beendet wurde dagegen in Wiesbaden das Vorhaben, auch mit Wasserstoff betriebene Busse einzusetzen. Eine eigens errichtete Tankstelle und die Hälfte der zehn bereits angeschafften Fahrzeuge sollen in die Nachbarstadt Mainz wandern.

 

In Darmstadt sind 30 E-Busse unterwegs

Das Unternehmen Heag-mobilo setzt in Darmstadt und Umgebung 30 E-Busse ein, die derzeit rund ein Drittel der Flotte ausmachen. 26 Millionen Euro seien in die Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur geflossen, zwölf Millionen davon waren Fördergelder. Ein weiterer E-Ausbau ist geplant, wie ein Sprecher sagt: bis 2025 sollen bis auf vier AirLiner-Doppeldecker-Busse alle Fahrzeuge elektrisch angetrieben sein. Aufgeladen wird im Depot, die Reichweite genüge für die Linien, die sich überwiegend im Stadtgebiet befinden.

Die Rhön Energie-Gruppe lässt derzeit sieben E-Busse durch Fulda und Umgebung kreuzen. Weitere sollen hinzukommen. „Dazu sind jedoch entsprechende Fördergelder erforderlich, die derzeit nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen“, teilte ein Sprecher mit. In Fulda ging 2018 der landesweit erste E-Bus in Betrieb. Die Busse hätten eine geringere Reichweite als Dieselbusse. „Daher ist in der Regel ein Zwischenladen im Bus-Depot notwendig, das bei der Einsatzplanung berücksichtigt werden muss.“

 

Auf dem Land sind E-Busse seltener unterwegs

Auf dem Land sind E-Busse dagegen deutlich seltener unterwegs. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) setzt im regionalen Busverkehr noch keine E-Busse ein. Doch es gibt Pilotvorhaben, wie im Landkreis Gießen gemeinsam mit dem RMV zum Einsatz von Brennstoffzellenbussen. Dabei können auch kleinere Unternehmen Erfahrungen mit der Technologie sammeln.

Im Kreis Darmstadt-Dieburg wird derzeit mit einem Gutachten untersucht, ob eine Umstellung auf emissionsfreie Busse auch für private Verkehrsunternehmen möglich ist. Auch die Wasserstofftechnologie werde dabei geprüft, eventuell komme sie für die Linien mit einem langen Fahrtweg infrage.

Eine Befragung im Auftrag der Landesenergie-Agentur (LEA) hatte ergeben, dass die meisten E-Busse in den großen hessischen Städten unterwegs sind. Dort und in ländlichen Gebieten gebe es weiteren Bedarf an finanzieller Unterstützung, ergab die Befragung. Insgesamt waren dem „E-Bus-Radar 2022“ zufolge im vergangenen Jahr landesweit mehr als 200 von insgesamt rund 3400 Bussen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit Elektromotor unterwegs. Bis zum Jahr 2040 sollen demnach weitere 1000 E-Busse angeschafft werden.

Elektromobilität im Zugverkehr wird als großangelegtes Pilotprojekt im Taunus eingesetzt - hier treibt Wasserstoff die E-Züge an. Lieferverzögerungen und Funktionsstörungen sorgten und sorgen allerdings für Probleme auf der Linie nach Brandoberndorf. Aktuell stehen nach Angaben des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) 16 von 27 Fahrzeugen zur Verfügung, Ende September wird mit der kompletten Flotte gerechnet. Ursprünglich war deren Start im Dezember 2022 geplant.

 

(dpa)